Es geht los
Wie wird ein Heli zerlegt?
Am Montag, den 15.04.2019, war es so weit. Die D-HHGR erreicht mit einem Stundenzähler-Stand von 2200,0 die Werft in Mannheim und Kai Naujokat wird vom Werftleiter Denis Link empfangen. Es gibt noch ein gemeinsames Bild mit einem Teil des Werftteams und dem Team von HTC. Anschließend geht es für den Heli in die Halle auf seinen Parkplatz für die nächsten Monate.
Die Werft AMS in Mannheim hat eigens für Grundüberholungen bzw. Großprojekte Arbeitsplätze mit mehr Regalen als üblich, um die große Menge an Teilen besser organisieren zu können. Die Regale werden dem jeweiligen Hubschrauber zugeordnet und es befinden sich nur Teile darin, die von der Maschine ein- oder ausgebaut werden. So ist auf den ersten Blick ersichtlich, welche Teile gut sind, welche noch nicht geprüft sind oder welche Teile neu kommen.
Die Techniker im Team um Denis Link beginnen bei einer Grundüberholung mit der Feststellung des „Ist-Zustand“ der Maschine. Neben bestehenden Schäden werden auch alle Ausrüstungsgegenstände sowie die Spritmenge notiert, damit der Kunde später seinen Hubschrauber wieder so zurückbekommt, wie er ihn abgegeben hat. Ist dies erledigt, wird der Heli leergeräumt und das Team beginnt mit dem Auseinanderbau. Checklisten helfen dabei, den Überblick zu bewahren und den Arbeitsfortschritt überblicken zu können.
Anhand der Liste der bestehenden Mängel und dem Arbeitsauftrag (Work Order) von HTC Helicopter, wird im Büro überprüft, ob alle notwendigen Teile bestellt wurden oder ob noch weitere Dinge benötigt werden. Es ist wichtig, so etwas früh zu klären, denn der Hersteller sitzt in den USA und somit dauert die Lieferungen von bestellten Teilen etwas länger als wenn diese Teile bspw. in Deutschland bestellt werden können.
Draußen in der Werft beginnt unterdessen ein reges Treiben rund um den Hubschrauber. Der vorab erstellte Zeitplan für die Überholung sieht eine komplette Zerlegung aller Teile bis zum Ende der Woche vor. Sämtliche Betriebsstoffe wie Sprit, Motor-, Hydraulik- und Getriebeöle werden abgelassen und alle Verkleidungen entfernt. Alle entfernten Teile werden umgehend gereinigt und auf weitere, möglicherweise nicht sofort sichtbare, Schäden geprüft.
Sind alle Wartungsklappen offen, geht es an die technischen Komponenten der Maschine. Um Platz zu schaffen, werden zuerst die größten Bauteile demontiert. Dabei handelt es sich um die Hauptrotorblätter und den Heckausleger. Da die Blätter durch neue ersetzt werden, kann hier die Kontrolle erspart bleiben. Am Heckausleger werden die Stabilisatoren und der Heckrotor inkl. Heckrotorgetriebe abgebaut. Auch Heckrotor und Getriebe werden durch neue bzw. überholte Teile vom Hersteller ersetzt und können somit nach einer groben Reinigung zur Seite gepackt werden.
Der Heckausleger selbst wird „ausgeräumt“. Im Heckausleger verlaufen die Steuerstange zur Heckrotor-Steuerung und eine Welle zum Antrieb des selbigen. Sind diese entfernt, beginnt ein Techniker mit der gründlichen Reinigung des Bauteils und einer anschließenden Prüfung auf Schäden. Ist dies erfolgt, kann auch der Heckausleger in das Teileregal einsortiert werden.
Im Anschluss beginnt der Ausbau des Haupt- und des Zusatztanks. Diese sind so eingebaut, dass sie einen Teil der Außenhaut bilden. Zwischen den Tanks befindet sich das Hauptrotorgetriebe mit den Komponenten der hydraulischen Flugsteuerung. Die Tanks werden geprüft und gekennzeichnet.
Sobald das Hauptrotorgetriebe freigelegt ist, beginnt auch hier der Ausbau. Parallel dazu demontiert ein zweiter Techniker die Einheit, die die Kraft des Motors auf den Antriebsstrang des Hubschraubers überträgt. Bei Robinson handelt es sich hierbei um eine Riemenkupplung. Dabei spannt eine elektrischer Spindeltrieb 4 Gummiriemen. So kann der Motor ohne Verbindung zu den Rotoren gestartet werden und dann langsam die Kraftübertragung aufgebaut werden.
Ist diese entfernt, kann der Ausbau des Motors durchgeführt werden. Auch dieser wird alle 12 Jahre oder 2200 Stunden zur Überholung zu einem zertifizierten Betrieb geschickt. Er wird zerlegt, kaputte Bauteile getauscht und alle anderen Teile geprüft.
Nachdem alle Komponenten des Antriebsstranges ausgebaut sind, steht nun lediglich noch die Zelle mit den Rahmenteilen und dem Fahrwerk im Dock. Rahmen und Fahrwerk werden entlackt und rissgeprüft. Für diese Zeit steht der Hubschrauber auf einem Holzgestell.
Im nächsten Bericht wird es sich um die Prüfung der Strukturteile sowie die Prüfung der ausgebauten Komponenten und der Zelle drehen.